Wir feiern das Fest der Darstellung des Herrn:
In der Lesung aus dem Buch des Propheten Maleachi hören wir, wie Gott sich gegenüber seinem Volk Israel darstellt: Es heißt: Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint? Anscheinend stellte sich der Prophet Maleachi das Kommen Gottes erschreckend vor: als würde Gottes Nähe wie Feuer brennen. Wir aber feiern, dass Gottes Kommen sich darstellt als das Kommen im Menschenkind, welches in der Liebe Gottes heranwächst. Gottes Liebe verbrennt nicht, sondern ist ein Licht, das die Menschen aller Religionen erleuchtet, und Herrlichkeit ist für sein Volk Israel. Gottes Nähe durch Christus Jesus will uns Mut machen, von Kindheit an sozusagen mit IHM aufzuwachsen, mit IHM groß zu werden: und wie Jesus zu erfahren: Gottes Gnade ruht auf uns
Für diese Glaubenserfahrung öffnen wir uns jetzt: im Namen des Vaters und des Sohnes + und des Heiligen Geistes. A.: AMEN.
Erste Lesung aus dem Buch Maleáchi. Mal 3, 1–4
So spricht Gott, der Herr:
1 Seht, ich sende meinen Boten; er soll den Weg für mich bahnen.
Dann kommt plötzlich zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht,
und der Bote des Bundes, den ihr herbeiwünscht. Seht, er kommt!, spricht der Herr der Heerscharen.
2 Doch wer erträgt den Tag, an dem er kommt? Wer kann bestehen, wenn er erscheint?
Denn er ist wie das Feuer des Schmelzers und wie die Lauge der Walker.
3 Er setzt sich, um das Silber zu schmelzen und zu reinigen: Er reinigt die Söhne Levis,
er läutert sie wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn die richtigen Opfer darbringen.
4 Und dem Herrn wird das Opfer Judas und Jerusalems angenehm sein
wie in den Tagen der Vorzeit, wie in längst vergangenen Jahren.
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. Lk 2, 22–40
22 Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung
erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf,
um es dem Herrn darzustellen,
23 wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist:
Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden.
24 Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt:
ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
25 Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Símeon. Dieser Mann war gerecht und fromm
und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
26 Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen,
ehe er den Christus des Herrn gesehen habe.
27 Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten,
um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war,
28 nahm Símeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
29 Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
30 Denn meine Augen haben das Heil gesehen,
31 das du vor allen Völkern bereitet hast,
32 ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
33 Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden.
34 Und Símeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu:
Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden,
und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, –
35 und deine Seele wird ein Schwert durchdringen.
So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
36 Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher.
Sie war schon hochbetagt.
Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt;
37 nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren.
Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten.
38 Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen,
die auf die Erlösung Jerusalems warteten.
39 Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt,
kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
40 Das Kind wuchs heran und wurde stark,
erfüllt mit Weisheit und Gottes Gnade ruhte auf ihm.
SONNTAGSGEDANKEN
Wer genau zugehört hat, dem oder derjenigen müsste aufgefallen sein, dass es bei den Eltern Jesu fünf Mal – entsprechend der 5 Bücher Mose – hieß: „wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt.“
Maria und Joseph sind „gesetzestreu“. Die Eltern Jesu erfüllen alles nur nach dem Gesetz des Mose. Inmitten dieser gesetzmäßig festgelegten religiösen Handlungsvorschriften, platzt nun der Heilige Geist hinein. Dreimal heißt es: der Heilige Geist „ruht auf dem alten Simeon, er offenbart ihm den Messias und er führt ihn in den Tempel“. Der Heilige Geist sprengt die altehrwürdige sich seit Jahrhunderten immer wiederholende Darbringungszeremonie mit ihren genau festgelegten Vorschriften und Riten, die aber irgendwie Geist–los erscheinen. Ein rein pflichtgemäßer religiöser Ritus, der das Geschmäckle hat: Wir haben unsere religiöse Pflicht erfüllt.
Ohne den „Einbruch des Heiligen Geistes“ wäre das heutige Evangelium nur eine langweilige Schilderung eines religiösen Ritus und keine wirkliche „Frohbotschaft“.
Denn es heißt: Als sich für die Eltern Jesu die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung (1) erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist (2): Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt (3): ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. …um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war (4). Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt (5), kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.
Das heutige Evangelium verkündet uns also: nicht das „Abhaken“ religiöser Gesetze, Vorschriften, Riten und Traditionen ist das, was den Glauben an Gott ausmacht, sondern der Geist Gottes, der das Gewohnte, das anscheinend Selbstverständliche: „Das war doch immer so!“ durchbricht – und ein Staunen hervorruft über das, was über Jesus gesagt wurde. Ein Staunen über Gottes Menschennähe.
Wo Jesus, der Christus, erscheint, da werden der alte Simeon und die alte Hanna erleuchtet und neu lebendig. Nicht der jahrzehnte-lange Tempelbesuch, nicht ihr Fasten und Beten brachten das Licht in ihr Leben, sondern die Erfahrung: Gott ist im Menschen.
Eigentlich hätten sie es durch ihren JHWH-Glauben schon längst wissen müssen, denn es heißt ja von Simeon schon vor der Begeg-nung mit dem Jesuskind: „der Heilige Geist ruhte auf ihm.“ Und wir wissen durch unseren Glauben an den dreifaltigen Gott: Der Heilige Geist ist Gott selbst. Simeon und Hanna wurden durch das der Menschwerdung Gottes in Jesus selbst von dieser Einheit von Gott und Mensch erfüllt. Aber es ist nicht nur die Erkenntnis und innere Erfahrung über sich selbst, sondern – wie Simeon es sagt: „Meine Augen haben das Heil gesehen, das Du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“
Simeon erkennt in Jesus das Licht der ganzen Welt – die untrennbare Vereinigung von Gott und Mensch in allen Völkern und im Volk Israel. Simeon erkennt aber auch, dass dieses Licht der Erkenntnis viele Menschen ärgern wird, weil sie die unantastbare Würde für alle Menschen nicht wollen. Gerade heutzutage gibt es solche Parteien unter uns, die diese Würde aller Menschen leugnen.
Hanna, deren Name „Gnade“ bedeutet: ist die Tochter Pénuëls, das bedeutet: des „Angesichts Gottes“ und sie stammt aus dem Stamm Ascher, was 'Glück' bedeutet. Hanna ist also die Begnadete, denn sie ist die Tochter im „Angesicht Gottes“, das Glück ihrer Herkunft: nämlich aus Gott geboren zu sein.
Auch wir kommen jeden Sonntag wie Simeon und Hanna zum Tempel. Einige kommen auch zu den Werktagsgottesdiensten. Manche zünden ein Kerzchen an. Beten, meditieren. Manche ihr Leben lang – so wie Simeon und Hanna. Haben wir in all unseren religiösen Formen auch den staunenswerten, den preisenswerten Einbruch des Heiligen Geistes verspürt, der unser Denken weit macht? Liegt im Betrachten der Krippe auch die froh-machende Erfahrung: „Meine Augen haben das Heil gesehen, das du mir und a l l e n Völkern bereitet hast,“? In der Heiligen Kommunion nehmen wir wie Simeon das Kind, Gottes Gegenwart in unsere Arme, in unsere Hände. Dann ist wirklich Lichtmess: erleuchtetes Leben durch Gottes Ankommen in uns. AMEN.
Ferdinand.Rauch-/ rauch-signale.de
Leben nach dem Gesetz.
Gesetze erfüllen …,
Gesetze befolgen, …
gesetzmäßig leben …
ordnungsgemäßes Leben, …
ja nichts falsch machen.
Leben nach dem Gesetz.
Leben ohne lebendigen Geist,
ohne Freiheit,
ohne Freiheit: zu sündigen,
ohne die Erfahrung, dennoch geliebt zu sein.
Vom Gesetz befreit:
so sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.
Es lebe der Heilige Geist,
nicht das Gesetz.
Es lebe die Freiheit durch Christus Jesus,
dem gegen alle Gesetze der Welt AUFERSTANDENEN !
FÜRBITTEN