OSTERNACHT 2025

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom.                   Röm 6, 3–11

     Schwestern und Brüder!

3   Wir, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, sind auf seinen Tod getauft worden.

4   Wir wurden ja mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod,

     damit auch wir, so wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters 

     von den Toten auferweckt wurde, in der Wirklichkeit des neuen Lebens wandeln.

5   Wenn wir nämlich mit der Gestalt seines Todes verbunden wurden, 

     dann werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein.

6   Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt,

     damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde,

     sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind.

7   Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.

8   Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.

9   Wir wissen, dass Christus, von den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt;

     der Tod hat keine Macht mehr über ihn.

10 Denn durch sein Sterben ist er ein für alle Mal gestorben für die Sünde,

     sein Leben aber lebt er für Gott.

11 So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind,

     aber für Gott leben in Christus Jesus.

Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas.                       Lk 24, 1–12

1   Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen

     mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab.

2   Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war;

3   sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.

4   Und es geschah: Während sie darüber ratlos waren,

     siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen.

5   Die Frauen erschraken und blickten zu Boden.

     Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?

6   Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden.

     Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war:

7   Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert

     und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.

8    Da erinnerten sie sich an seine Worte.

9   Und sie kehrten vom Grab zurück und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen.

10 Es waren Maria von Mágdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus,

     und die übrigen Frauen mit ihnen. Sie erzählten es den Aposteln.

11 Doch die Apostel hielten diese Reden für Geschwätz und glaubten ihnen nicht.

12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab. 

     Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden.

     Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.

SONNTAGSGEDANKEN

Frauen gehen zum Grab. Es scheinen beim Evangelisten starke Frauen gewesen zu sein, denn entgegen den Frauen im Markusevangelium fragen sie sich nicht: „Wer wird uns den Stein aus der Tür des Grabes wegwälzen?“ Als sie zum Grab kommen, ist der Rollstein aber schon weggewälzt. Der Zugang zum Grab ist offen. 

Doch diese Öffnung führt ins „Nichts“, denn Jesus – seine sterbliche Hülle, sein Leichnam – ist weg. Das Grab ist leer. Einen Augenblick lang stehen sie sozusagen vor dem „Nichts“. Ist das nicht eigentlich immer so, wenn wir zu einem Leichnam gehen? Sagen wir nicht von einem Toten: „Der ist nicht mehr.“?  Ob nun mit oder ohne Leichnam – sie wären im Grab zum „Nichts“ gekommen – zum Dasein ohne Leben. 

Ein Mensch ohne Leben ist leere Hülle, ist als Leichnam selbst ein „leeres Grab“, denn in ihm ist kein Leben, in ihm ist nur Tod, in ihm ist nichts mehr. Das leere Grab ist sozusagen nur noch eine weitere Bestätigung für den toten Menschen, einen lebensleeren Leichnam, eine leere Hülle. Und selbst die Erinnerung lebt nicht in im Toten, sondern in den lebenden Hinterbliebenen. In einem Grab findet man kein Leben, genauso wenig wie in einem Toten. 

Den Tod zu ehren, das leere „Nichtleben“ einzubalsamieren, das Vergangene irgendwie festhalten und bewahren zu wollen, ist aber „nicht Gottes Ding“. Zugerollte, verbarrikadierte dunkle Grabhöhlen sind nicht der Ort Gottes, denn unser Gott ist ein Gott des Lebens. Gottes Wort ist von Anfang an Licht und Leben. „Es werde Licht!“ ist das erste Wort Gottes, … lebendiges Licht. Und so treten zwei Männer in leuchtenden Gewändern auf. Zwei Männer, wie es in Israel Sitte ist, dass zwei Zeugen eine Sache als wahr bezeugen müssen. Diese Zeugen des Lichts bringen Licht ins Dunkel des Grabes, des Todes. 

Noch aber blicken die Frauen auf „den Boden der Tatsachen“, auf den Boden der Erde, deren Boden letztlich verkündet: „Staub bist Du und zum Staub kehrst Du zurück.“ Diesen „Boden der Tatsachen“ durchbricht nun die Frage: „Was sucht Ihr den Lebenden bei den Toten?“Jesus ist nämlich nicht mehr auf dem Boden der Tatsachen. Jesus ist auferstanden! Es gibt ab jetzt nicht mehr nur noch den „Boden der Tatsachen“, sondern ebenso das das „Wort vom ewigen Leben aus Gott“; jener Boden, jene Dimension, in der Jesus nun lebt. Es ist die Dimension des Wortes, die Dimension der Frohen Botschaft, der göttlichen Zusage: „Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ 

Seitdem leben alle Christinnen und Christen sowohl auf dem „Boden der Tatsachen“ als auch in der Dimension des Wortes Gottes, die uns trägt und hält. Gottes Wort, Gottes Zusage „ICH BIN BEI EUCH“ ist für uns der seelische Boden, auf dem wir stehen, leben und uns bewegen. Es ist die „verborgene Tragkraft“, an die wir glauben. Wie damals, so kann auch heute jede/r sagen: „Alles nur Geschwätz!“ Die Geschichte unserer Menschheit aber zeigt uns: dass das Wort Gottes, die Frohe Botschaft kein Geschwätz ist, sondern seit 2000 Jahren ununterbrochen Hoffnung und Zuversicht gebendes Wort.

Unsere Betrachtungen zum „verborgenen Gott“, der in dem Wort „Esther“ verkündet: „Verborgen bin ich da!“ will nicht, dass wir an der Welt und Natur mit ihrer begrenzten Liebe vorbeileben. Er will, dass wir die sichtbare begrenzte Welt und Natur mit seiner unbegrenzten Liebe verbinden und zusammenhalten, damit wir – wie Jesus einmal sagte – : „das Leben in Fülle haben“. Wortwörtlich steht im Johannesevangelium: „… damit sie haben meine Freude gefüllt in sich.“ 

Als Zeichen für diese Fülle nahmen wir Christen nach einiger Zeit das Ei als österliches Symbol. 

Das Leben, das darin verborgen ist, kommt erst zu uns Menschen, wenn wir die Eischale aufbrechen. Ohne Aufbrechen der Schale wird das Ei selbst zum Grab für das Leben darin. Wird das Grab - die Schale - geöffnet, schenkt es uns Menschen sein darin verborgenes Leben.  

Dieses kostbare „Fabergé-Ei“ zeigt uns auf seine Weise, was es bedeutet: das Grab zu öffnen. Es öffnet sich und bildet zwei Hälften, so dass sich Raum zum Befüllen bildet. 

Eine kleine Kerze, ein Teelicht wird eingesetzt. Verborgen in dieser kleinen Kerze ist die Möglichkeit, Licht zu geben. So verbirgt sich darin die Botschaft: „Verborgen bin ich da.“ 

Entzündet man die Kerze – dann bricht das Licht hervor: Licht für uns.Würde man das Ei nun wieder schließen, dann würde die Schale zum dunklen Grab für das Licht. Nur im Öffnen der Schale, des Grabes, kann das verborgene Licht aufleuchten und strahlen. 

Beide Seiten bilden das ganze Ei: als „Boden der Tatsache“ und als „Boden für das Licht des verborgenen Gottes“. Beide Seiten zusammenzuhalten, für beide Seiten geöffnet zu sein: für Gott und für die Welt, für Christus und die Menschen, für die Tatsachen und für das Wort Gottes: das ist der Beginn von Ostern – der Beginn von Auferstehung aus und mit dem Leben Gottes.

Darum Euch allen: „FROHE OSTERN!“ 

Ferdinand.Rauch / www.rauch-signale.de